Friedensdienst

Heute, wie bei allen Kriegen, stellt sich die Frage, kann der Dienst mit der Waffe als Friedensdienst gelten. Wenn ja, ist der Preis dafür jedoch sehr hoch. Die Verrohung im Militärdienst verlangt eine besondere Begleitung und Charaktereigenschaften, die es ermöglichen, mit Abstand auf die eigenen Taten zurück zu blicken. Die Ich-Erzählung von Yishai Sarid in „Siegerin“ wird bereits vielfach rezensiert. Die komplexe Lage des Vorbereitens auf das Töten und die Nachwirkung des gleichen Akts sind Faszinosum des Buches. Lothar Müller (Süddeutsche Zeitung) spricht aber auch die Gefahr des Blutrausches an. Genau dadurch entsteht die Verselbständigung des Tötens und Radikalisierung als vermeintlicher Friedensdienst. Die jüngst von Bundespräsident Steinmeyer angesprochene Verrohung der Gesellschaft in den letzten Jahren in Deutschland verlangt wohl mehr Friedensdienst im Sinne von Zivildienst und Dienst am Mitmenschen, statt die Ausweitung der Vorbereitung aufs Töten, wie sie der französische Präsident Macron wieder einleiten möchte. Frieden schaffen ohne Waffen bleibt die große Herausforderung vor der jede Generation wieder neu steht. Die von Gerrit Bartels im Tagesspiegel (21-4-21 s.u.) angesprochene „Philosophie der Stärke“ kann jedoch zur entscheidenden Verwundbarkeit werden. Aufbauend auf Peter Schäfer zeigt die „Kurze Geschichte des Antisemitismus“, die historisch anmutende Angst vor selbstbewussten Juden und schürt gleichzeitig den Hass auf die Juden (S. 295). De-eskalation durch Friedensdienste und Völkerverständigung scheint ein möglicher Ausweg aus der Gewaltspirale zu sein. Außer „cheap talk“ hat Europa dazu wenig als Konfliktvermittler anzubieten. Aber genau das könnte auch eine Chance für einen Friedensdienst sein. … talk, talk,talk.