Wir müssen reden

Im D-F-Verhältnis kriselt es. Das ist gut so. Beide Länder haben in dem vergangenen Jahrzehnt versagt, den Ausbau von erneuerbaren und ressourcenschonenden Energien hinreichend zu unterstützen. Schlimmer noch, auf europäischer Ebene wurde der „Green Deal“ durch die Aufnahme von Investitionen in Gas- und Atomenergie so entfremdet, dass die junge Generation und einige fortschrittlich handelnde Länder sich enttäuscht von Europa abwenden. Das hat im Wesentlichen der „D-F faule Kompromiss“ verursacht. Der Krieg in der Ukraine ( siehe Punkt 10 meiner Liste der Zeitenwende) hat nun das Setzen auf mehr und billiges Gas genauso platzen lassen, wie das blinde Vertrauen, dass Atomkraftwerke dem Gegner Russland nicht als Waffen vor Ort dienen können. Können wir diese Infrastrukturen schützen. Da stehen wir beide mal wieder ziemlich nackt da. Haben wir uns erst einmal nackig gemacht, lässt es sich fantastisch über des Kaisers neue Kleider reden. Zwischenzeitlich könnte ein Solarpanel die Scham des Kaisers verdecken und ihm eventuell auch die nötige Wärmeenergie liefern. Passend zum Feiertag am 1.11.22 erscheint ein langes Interview mit „Amory Lovins“ (Le Monde S.13), einem Wissenschaftler der bereits 1976 für derartige Investitionen in erneuerbare Energien plädiert hat. In D und F entschieden sich die Politiker für Energie in meistens fortlaufenden Staatsmonopolbetrieben. Dabei wissen wir jetzt, die großen Monopole der Energie und die „too big to fail“ Akteure auch in der Energiewirtschaft, müßten durch massiv dezentrale Energieerzeugung ersetzt werden. Solarzellen überall als dezentrale Energieinfrastruktur ist zusätzlich „strategische Autonomie“. Reden wir drüber.

LeMonde 30.10.2022
LeMonde 1.11.22 S.13