Imagine, Imagination lässt sich ableiten aus image. Neben den Malenden gehören die Fotografen seit Beginn an zu den Images erschaffenden. Das lässt sich am Beispiel der heutigen industriehaften Produktion von Bildbänden von Fotosammmlungen veranschaulichen. Eine Kulturkritik der Bände von Selfies und Urlaubsfotos ist überfällig. Aber nun zu den Kunstbüchern von großen Fotografen. Hier sei einmal ein Band mit kurzen Erläuterungen zu der wechselhaften Beziehung von Modeschaffenden und Image-schaffenden herausgehoben. Im Bilderband zu „Dior Images : Paolo Roversi“ werden die Modeschöpfenden als die Komponisten und die Fotografen als die Musiker oder Interpreten vorgestellt. Eine anregende Analogie. Imagination und Visionen realisiert in Stoffen und Zuschnitten werden nach Makenbildung und Hairstyling vom Fotografierenden zu neuen „2D-Träumwelten“ inszeniert und immortalisiert. Die Reduktion von 4D, hier der in Bewegung befindlichen 3D-Modelle auf die Fotoplatte in nunmehr 2D-Format ist die beachtliche Leitsung der Fotografie von Mode. Die Faszination der Images liegt damit mehr in der Reduktion von Komplexität, der Konkretisierung von Traumwelten und ist eigentlich wie in dem Buch ewähnt eine Übung im Fokusieren auf Essentielles. Das ist das künstlerische an der Form der Fotografie, wie sie von Paolo Roversi mit den Modeschöpfungen von Christian Dior praktiziert wird. Angereichert mit dem Wissen, das „subtraktive thinking“ systematisch vernachlässigt wird, ergibt sich eine Schule des wirklichen Sehens in den fantastischen Images. Wer will kann in den Images bereits eine Kritik von „Fast Fashion“ finden. Platz für normale Körper ist in den Traumwelten nur wenig. Etravaganz ist gefragt.
Auszug aus dem Bildband von Paolo Roversi und Emanuele Coccia (2018) „Dior Images : Paolo Roversi„.