Imagine – Methode

In der Tat „Imagination“ ist sachlich betrachtet eine Methode der Kreativität oder der eventuell systematisch angewendeten Methode zu neuen (modisch „innovativen“) Lösungen und Sichtweisen zu kommen. Eine Einsteigermethode in Imagination ist einfach einmal, die Sichtweise des Gegenübers einzunehmen. Als Beispiel mag das Schachspielen herhalten, bei dem für die Berechnung der nächsten Züge, die möglichen Züge des anderen Spielers eingerechnet werden. Spieltheorie à la Axelrod, als Strategietheorie um dem Gefangenendilemma zu entkommen, wurde kürzlich auf den Klimawandel angewandt. Passend zum Impeachment-Verfahren gegen Trump wird das Buch von Cass Sunstein (Law Professor) oft zitiert. In der New York Times vom 24.1.2020 International edition verdeutlicht Nicholas Kristof (S.1,11) in seinem Kommentar: „Imagine if it were Obama’s trial“ wie Cass Sunstein in seinem Buch mittels 21 hypothetischen Fällen, die Aussichten eines jeweiligen Impeachment-Verfahrens ausfallen würden. Juristen und Business Scholars insbesondere angelsächsischer Prägung lieben „Case Studies“ – Fallstudien. Harvard Business Review benutzt das viel,auch für persönliche Optimierung (Link).
Halten wir fest: die Methode Imagination kann hypothetische Fälle kreieren und diese gleich modellhaft lösen. Mittels Analogieschluss muss nun nur noch geprüft werden, welcher hypothetische Fall ist dem aktuell vorliegenden ein Zwilling. „Design thinking“ ist ebenfalls erfolgversprechend in vielen Bereichen. Ausprobieren ist hilfreich mit einem guten Moderator.

Magritte hat den Imagination-Augenblick treffend dargestellt.

In der Kunst können wir auf zahlreiche Verfahren zurückgreifen. Der Kubismus, mit seinen Perspektivwechseln, der Surrealismus mit seinen überraschenden Verbindungen von sonst nicht aufeinander bezogenen Objekten und die Suchprozesse der Postmoderne fordern unsere herkömmlichen Herangehensweisen heraus. Gut so! Machen wir aus allen Ansätzen eine Methode der Imagination. Also neben der Theorie der reinen Vernunft, lesen wir wieder die Theorie der praktischen Vernunft. Während Kant bereits mit seinem kategorischen Imperativ eine Maxime für die Auflösung der hypothetischen Fälle anbietet (siehe oben), bleiben wir weiter auf der Suche nach Offenheit für neue Verbindungen. Selbst neuen Synapsen können wir auf die Sprünge helfen. Versuchen wir es doch erstmal mit Imagination, ganz ohne Drogen. Neurowissenschaftliche Erkenntnisse weisen zu Recht auf die Schwierigkeit hin bei einer Vielzahl von Möglichkeiten und neuronal wirksamen Einflüssen noch zu Entscheidungen zu kommen. Es ist hilfreich sich das auf einer Zeitachse vorzustellen wie in dem Paper von Mikio C. Aoi et al. in Nature (siehe unten). Imagination ist dabei dem Stimulus Component zuzurechnen. Mehr Stimulus (Input) kann dazu führen, dass die Entscheidungsfindung länger dauert. Erlauben wir uns breiteres und umfassenderes Input, die Entscheidung fällt grob gemessen im Bereich von Sekunden, Zehntelsekunden oder noch schneller. (Noch haben wir den Affen keine ethischen Fragestellungen im Straßenverkehr abverlangt, das wäre ein nächstes Forschungsprojekt)
Ideengeschichtlich sei angemerkt, dass die Aristotelische empirisch-induktive Methode, also von den realen EU-Mitgliedsstaaten auszugehen, schon eine Fülle von empirischem Ausgangsmaterial bietet. Hier interessiert uns aus methodischem Interesse ein Auguste Comte zugewiesene logische Sequenz: „voir pour savoir, savoir pour prévoir, Prévoir pour prévenir“. Das recht anspruchsvolle Vorsorgeprinzip erfordert imaginative Verfahren im positiven Sinne von Auguste Comte. Dazu gehört auch das „emergency imaginary“ von Calhoun ausführlich erläutert in Eva Horn „Zukunft als Katastrophe“ (S. 303) und das „imagineering„.
Gehen wir auf eine virtuelle „Tour d’Europe“. Vielleicht mal auf französisch zur Anregung. https://imagine4d.de/fr/schuman