Paris Berlin

Es gibt Vieles, das Paris und Berlin verbindet. Die dt-frz. Freundschaft samt dem Elyseevertrag, kürzlich ergänzt durch den Vertrag von Aachen (Aix-la-chapelle) bleiben Meilensteine der Völkerverständigung. Jenseits des rationalen Kalküls, à la Clausewitz, ist die Idee eine Jahrhunderte währende kriegerische Auseinandersetzung mit einem Freundschaftsvertrag zu befrieden eine historische Leistung gewesen. Erst seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine vom 24.2.2022 wissen wir wieder, was es wirklich bedeutet, wenn es Krieg in Europa gibt.
In der Architektur finden wir viele Einflüsse, mit denen Paris Berlin beeinflusst hat. Lange seit der Faszination der Boulevards Hausmannienne mit seinen großen Axen durch die Hauptstadt, hat sich die Pyramide des Grand Louvre in unser Gedächtnis eingeprägt. Einmal gesehen, nie wieder vergessen. Weniger bekannt ist die komplexere geometrische Form der Strandschnecke, Meeresschnecke oder spezifischer der Tectarius. Ieoh Ming Pei 贝聿铭 ist der Architekt dieser lichtdurchfluteten Formen, die zum Besuch einladen. Das ist ihm meiner Meinung nach auch in Berlin mit dem Anbau des Deutschen Historischen Museum gelungen.
Erst jetzt, da das Zeughaus mit der Daueraustellung renoviert wird, ist der Haupteingang auch einer Doppel-Helix vergleichbar, neuerdings in diesem Bereich zu finden. Das DHM hat somit dem Pariser Louvre vergleichbar seinen Eingang über den Pei-Glaskörper. Achten sollte man/frau auf einen sonnigen Tag, damit das Licht und Schattenspiel seine volle Pracht im Erlebnisraum entfalten kann.

Ieoh Ming Pei 贝聿铭 für das DHM

Aus weiter entfernter Perspektive ergibt sich eine Proportionalität, die dem Louvre vergleichbar ist. Als Portal zum Annex geplant, fehlt der Architektur leider die Zentralität wie dem Louvre, vielleicht ein Hinweis darauf, wie schwer es den Deutschen fällt, moderner Architektur zentrale Plätze einzuräumen. So bleibt die Eingangshalle ein von den Flanierenden wenig beachtete Zufallsentdeckung, allerdings mit enormem Bereicherungspotenzial. Das wieder aufgebaute Schloss, getarnt als Humboldt-Forum und die im Bau befindliche „Scheune“ neben der Neuen Nationalgalerie verdeutlichen eine gewisse Rückwärtsgewandtheit der letzten Jahre in der Berliner Architektur zumindest der aüßerlichen Hüllen. Innenleben müssen nun Kontrapunkte setzen. Die progessive Reichstagskuppel von Sir Norman Foster hat da mehr Courage bewiesen.