Zukunft

Die erste überlieferte Abhandlung über die Zukunft mit großer Reichweite ist die Johannesoffenbarung im letzten Kapitel des Neuen Testaments. Während in der Apokalypse von einem letztlich eintreffenden Ereignis ausgegangen wird, nehmen unsere modernen, wissenschaftsbasierten Vorstellungen von Zukunft eine Offenheit des Zukünftigen an. Gleichzeitig wissen wir spätestens seit der Erfindung der Atombombe, dass der Mensch seine Apokalyse mittlerweile in den eigenen Händen hält (Imagineering). Mehr als 75 Jahre hat es gedauert bis eine UN-Konvention das Verbot der Nutzung der Waffen beschlossen hat. Die Sichtweise der „Zukunft als Katastrophe“ wurde von Eva Horn umfassend analysiert (Zugang zur Leseprobe hier). Mit Zukunftsbeschreibungen wird dass „kollektive Imaginäre“ (S.22) erzeugt. Die Vision einer Katastrophe inspiriert sich dabei durchaus an vielfältigen Beispielen aus der Geschichte. Das Weiterzeichnen von bereits angelegten Entwicklungslinien ist eine Projektion des Ist-Zustands in die Zukunft und unterscheidet sich qualitativ von der Prophezeiung, dem Entwurf eines fiktiv eintretenden Ereignisses. Imagination, verwandt als Methode, kann sich beider Techniken bedienen und bewusst Bilder, Erzählungen und Film einsetzen, um verschiedene Szenarien aufzuzeigen. Wichtig bleibt festzuhalten, dass es sich bei noch so kurzer Zeitspanne in die Zukunft um Fiktionen handelt. Dennoch können mit statistischen Methoden im Rahmen eines gesetzten Wahrscheinlichkeitsraums (Randbedingungen) Trends erkennbar werden. Die wichtigste Funktion derartiger Abhandlungen über die Zukunft, die wir in der Moderne immer als plurale Zukünfte verstehen sollten, ist das Wachrütteln, das mögliche und wahrscheinliche Entwicklungen eventuell noch vermieden werden können. Die unterschiedlichen Inszenierungen der Zukunft ermöglichen einen Diskurs über unterschiedliche Zukünfte. Das Widerum erlaubt uns, über Handlungsoptionen und wünschenswerte Ergebnisse des heutigen Handelns eine Meinung zu bilden. Klima, Gesundheit und Arbeitswelt bestimmen unsere Lebenswelt auf deren zukünftige Chancen, Risiken und Möglichkeiten müssen wir uns heute verständigen, denn wir haben gemerkt, dass viele von früheren Generationen eingegangenen Risiken, uns noch heute und für viele Jahre betreffen werden. Imagination kann sehr wirkmächtig sein, im Guten wie im Bösen. Der „Zukunft als Katastrophe“ können wir im besten Hegelschen Sinne, quasi dialektisch die „Zukunft als positive Utopie“ entgegensetzen. Okay, das hat die Bibel mit Paradies und Hölle auch schon vorgemacht. Die imaginäre Methode bleibt die gleiche, jedoch werden wir die Anwendungsgebiete aktualisieren müssen.

Imagine Vision