Die Ausstellung „Le Silence du Mouvement“, beschrieben im vorherigen Blogeintrag, hat Spuren in meinem Denken über Europa hinterlassen. Stellen wir uns Europa vor als bewegtes und bewegendes Projekt. Die Spuren, die dieser Spielball der Geschichte hinterlässt und bereits hinterlassen hat sind enorm. Eine aktuelle kurze Zusammenfassung findet sich in „La Libre Belgique“ vom 30.10.2019 (LINK) von den Autoren der Europäischen Föderalisten Domenico Rossetti di Valdalbero et Jean Marsia. Zu Recht betonen sie gemeinsame Werte und kulturelle Gemeinsamkeiten, die sich über Jahrhunderte herausgebildet haben. Aber reicht uns dieser Blick allein auf die gemeinsame oder oft auch trennende Geschichte. Nein, wir müssen die europäische Idee wieder mit neuen Inhalten füllen.
Der von der Bertelsmann Stiftung vorgelegte Band aus 2011: „The European Way of Life“ hat nur wenig nachhaltige Wirkung entfacht. Obwohl Europa gerade erst aus der größten wirtschaftlichen, besser, Finanz- und Bankenkrise herauskam, sollte eine verbesserte „European Governance“ angestrebt werden. Wie wir heute wissen, sollte das sowohl nach innen für die Verbesserung der Kohäsion, als nach außen für eine gemeinsame Außenpolitik und Verteidigungsstrategie gelten. Laut Guy Verhofstadt war die Finanzkrise eher ein „Moment der plötzlichen Einsicht“ für die europäischen Länder, denn keines der Länder hätte alleine die Auswirkungen der Bankenkrise meistern können. Aber der erfolgreiche Krisenmodus der EU in den letzten Jahrzehnten bis zum „protrackted BREXIT“ verlangt ein neues positives Narrativ für Europa als Wertegemeinschaft, statt lediglich ein Club der Wohlhabenden und sich gemeinsam auf Kosten der Umwelt Bereichernden zu sein. Der 2011 aufgezeigte „European Way of Life“ hat sich als zu wenig nachhaltig herausgestellt. Um es mit Piketty 2019 zu sagen, eine Ideologie, die zudem Ungleichheit befördert, kann nicht unser gemeinsames europäisches Narrativ sein. Aber was kann es sein? It’s democracy, of course!